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Wohnzimmer des Erbprinzen Friedrich (1769–1814) (aus dem
Wohnzimmer des Erbprinzen Friedrich (1769–1814) (aus dem "Blauen Samtalbum")© Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Heinz Frässdorf

"Neues Haus" im alten Glanz

Veröffentlicht am Dienstag, 28. Februar 2017

Am ersten Aprilwochenende kann das Schloss Wörlitz nach fast zwei Jahrzehnten der Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten und erstmals seit 200 Jahren vom Keller bis zum Belvedere besichtigt werden. Zwar ist die Restaurierung in der Beletage noch nicht abgeschlossen, die jetzt nötigen Planungen sollen jedoch genutzt werden, um Besuchern im Jahr des 200. Todestages von Fürst Franz ungekannte Einblicke in den Sommersitz zu geben, der als Gründungsbau des Klassizismus in Deutschland europäische Geschichte schrieb.

Gerade einmal 29 Jahre war Fürst Franz von Anhalt-Dessau alt, als er seinen Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff mit der Planung des Schlosses Wörlitz beauftragte, das er selbst ganz bescheiden das "neue Haus" nannte. Das Schloss, von 1769 bis 1773 nach dem Vorbild englischer Landhäuser errichtet, stand und steht exemplarisch für die Aufklärung, bei der das kleine Fürstentum Anhalt eine Vorreiterrolle einnahm. Wie der umgebende Wörlitzer Park sollte auch das Schloss jedem Reisenden und Besucher offenstehen, unabhängig von seinem Stand oder Bildungsgrad. Lediglich eine Anmeldung beim Kastellan war zu Lebzeiten des Fürsten und späteren Herzogs nötig, um das Schloss mit seiner hochmodernen Einrichtung vollständig zu besichtigen.

Nach dem Tod des Fürsten stand die Beletage weiterhin für Besucher offen, während die anderen Stockwerke durch die Herzogsfamilie und später durch die Verwaltung der Stiftung genutzt wurden. Nach der Wende zog die Stiftungsverwaltung aus dem Gebäude aus, um es wieder in allen Ebenen für den Besucherverkehr zu öffnen. Zuvor jedoch galt es, die über zwei Jahrhunderte entstandenen Schäden am Schloss zu beseitigen. Im Dachstuhl und den Deckenbalken aller Geschosse hatte sich der Hausschwamm eingenistet, das schiefergedeckte Dach war dringend instandsetzungsbedürftig, das Souterrain hatte sich in einen muffigen Keller verwandelt. 2011 konnte der wiederhergestellte Palmensaal der Öffentlichkeit übergeben werden, die Restaurierung der Fassade und des einsturzgefährdeten unterirdischen Ganges zum Küchengebäude wurde 2013 beendet.

Seitdem wurden vor allem im Obergeschoss umfassende Arbeiten durchgeführt, so dass am ersten Aprilwochenende erstmals die wiederhergestellten Suiten in ihrer ursprünglichen Farbigkeit und mit nahezu vollständig erhaltenem Originalmobiliar präsentiert werden können. In der Hauptetage können bereits die Chinesischen Räume mit kostbaren Papier- und Seidentapeten sowie der Große Saal besichtigt werden. Alle weiteren Räume sollen in den kommenden Jahren Schritt für Schritt folgen.

Erst einmal jedoch darf das Schloss mit allen Etagen vom 31. März bis 2. April zum Sonderpreis von 5 Euro besichtigt werden, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren kommen sogar kostenlos in den besonderen Kultur- und Architekturgenuss.

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