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Ein Kirchenfest für die ganze Welt

Veröffentlicht am Dienstag, 25. April 2017

Die Aufmerksamkeit (nicht nur) der christlichen Welt ist am letzten Mai-Wochenende auf die Lutherstadt Wittenberg gerichtet. Hier, wo am 31. Oktober 1517 die Reformation und damit die Geburt der protestantischen Kirche ihren Anfang nahm, soll das 500-jährige Jubiläum mit einem großen Festwochenende begangen werden. Sechs „Kirchentage auf dem Weg“ in acht Städten und der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag in Berlin gipfeln im gemeinsamen Festgottesdienst und Konzerten auf der Festwiese vor den Toren Wittenbergs. Bis zu 200.000 Besucher werden am Festwochenende erwartet.

Mit der „Nacht der Lichter“ stimmen sich Wittenberg und seine Gäste am Abend des 27. Mai auf den Höhepunkt des Festwochenendes – und der seit 2007 begangenen Lutherdekade – ein. Auf Lieder, Gebete und Texte folgt eine Übernachtung unter dem freien Himmel der Elbwiese. Schon ab 4.30 Uhr kündigen in die Natur verwobene musikalische Klänge den Sonnenaufgang ein. Während weitere nationale und internationale Gäste mit Sonderzügen aus Berlin und den anderen Kirchentagsstädten, mit Bussen, Autos oder auf dem Fahrrad eintreffen, dürfte spätestens um 8 Uhr auch der letzte Langschläfer erwachen. Dann nämlich proben die 6.000 Blechbläser ihren Einsatz auf der eigens für sie errichteten 200 Meter langen Bühne.

Nach einem Vormittag mit Gesprächen, Interviews und Musik beginnt um 12.00 Uhr der große Festgottesdienst unter dem Motto „Von Angesicht zu Angesicht“, an den sich Grußworte unter anderem von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Reiner Haseloff anschließen. Ab 14.30 Uhr wird zum großen Reformationspicknick eingeladen, bevor um 16.30 Uhr das abschließende Konzert „Live 17“ beginnt. Musikalische Unterhaltung versprechen Liedermacher Konstantin Wecker, die Bands „Bell, Book & Candle“, „City“ und viele mehr.

Die Welt in Wittenberg

Doch auch jenseits der Festwiese steht am letzten Maiwochenende und weit darüber hinaus alles im Zeichen des Reformationsjubiläums. Besonderer Höhepunkt ist die Weltausstellung Reformation „Sieben Tore der Freiheit“. Internationale Studententeams haben sieben Torräume in der Lutherstadt zu den Themen Spiritualität, Jugend, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, Globalisierung – eine Welt, Kultur sowie Ökumene und Religion gestaltet. Nach der Eröffnung am 20. Mai werden hier, aber ebenso auf großen und kleinen Bühnen im Stadtgebiet, in 16 Themenwochen Glaubens- und Zukunftsfragen im Mittelpunkt stehen. Eine App für Smartphones dient als kostenloser Audioguide durch die von internationalen Institutionen, Initiativen und Künstlern angebotenen Veranstaltungshighlights. Für die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“, die im Alten Gefängnis Wittenberg zu sehen sein wird, haben sich über 60 internationale Künstler der Gegenwart mit den wegweisenden Gedanken der Reformation auseinandergesetzt. Gezeigt werden beispielsweise Werke von Ai Weiwei, Olafur Eliasson und Jonathan Meese. Die Stiftung Luthergedenkstätten zeigt unter dem Titel „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ in einer nationalen Sonderausstellung im Augusteum den Weg des junge Luther zum Reformator und die Bedeutung seines Wirkens für die Menschen von heute. Zur virtuellen Reise in die Zeit Luthers lädt natürlich auch am Festwochenende das Panorama „Luther 1517“ ein.

Eine Stadt im Fokus

Wenn sich die Einwohnerzahl einer Stadt für ein Wochenende verfünffacht, ist das neben allen positiven Aspekten für die Einheimischen natürlich auch eine Ausnahmesituation. Viele Wittenberger werden mit ihren Gästen gemeinsam feiern oder sie sogar selbst beherbergen, viele andere aber dem Trubel sicherlich auch entfliehen wollen. Bewohner der Stadt und des Landkreises profitieren allerdings beispielsweise von günstigeren Eintrittspreisen für die Weltausstellung Reformation.

Ob Zugereister oder Heimgebliebener, mit Ein-schränkungen müssen Besucher des Festwochen-endes auf jeden Fall rechnen. Die Sicherheit der Gäste hat höchste Priorität. Wer nicht mit dem Zug oder Fahrrad anreist, sollte den zentralen Parkplatz in Ferropolis und die Shuttlebusse nutzen, im Stadtgebiet selbst werden bis auf eigens eingerichtete Parkflächen keine frei zugänglichen Parkplätze zur Verfügung stehen. Hinzu kommen großräumige Straßensperrungen und Umleitungen rund um die Lutherstadt. Wer die Festwiese betreten will, darf nur Handgepäck bei sich tragen – und auch dieses wird an den Einlässen kontrolliert. Glas, spitze und scharfe Gegenstände oder Klingen über Taschenmesserformat sind verboten, insbesondere Teilnehmer des Picknicks werden um Beachtung gebeten. Wer die Festwiese verlässt, um beispielsweise die Weltausstellung zu besuchen, muss außerdem damit rechnen, am Festsonntag bis 18 Uhr nicht mehr zurückkehren zu dürfen.

Für alle Angebote und Parkmöglichkeiten wird zudem dringend eine Anmeldung unter www.r2017.org empfohlen. Nur so kann ein reibungsloser Ablauf – und damit ein sorgenfreies Fest – gewährleistet werden.

Nach dem Fest ist vor dem Fest

Wenn der letzte Besucher am 28. Mai die Festwiese verlassen hat, sind die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum jedoch noch längst nicht beendet. Die Ausstellungen können noch mehrere Monate lang besucht werden, schon ab 1. Juni ist Wittenberg außerdem Treffpunkt für Konfirmanden aus ganz Deutschland, die bis Anfang September hier in Konfi- und Jugendcamps zusammenfinden.

Das Stadtfest „Luthers Hochzeit“ vom 9. bis 11. Juni darf im Jubiläumsjahr bei freiem Eintritt besucht werden. Der Tag des Thesenanschlags wird in der Lutherstadt mit einem Gottesdienst und Festakt begangen – zudem ist der 31. Oktober 2017 bundesweit ein gesetzlicher Feiertag. Aber auch in den USA, Luxemburg, den Niederlanden und vielen weiteren Ländern wird zu Veranstaltungen und Feierlichkeiten eingeladen, um an den Tag zu erinnern, der die Welt für immer verändern sollte.

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