Eine neue Liebe im Stadtpark
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2019
Ende des 18. Jahrhunderts wurde im damaligen Palaisgarten im heutigen Dessauer Stadtzentrum ein Gartenhaus errichtet. Nur wenige Jahre später entstand daraus nach Plänen von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, dem Architekten des Gartenreiches Dessau-Wörlitz, eine Orangerie. Nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges wurde der Garten neu begrünt und gestaltet – der Dessauer Stadtpark entstand. Aus der Orangerie wurde das „Teehäuschen“, ein überaus beliebtes Ausflugslokal im grünen Herzen Dessaus, das Ende der 1960er Jahre durch moderne Anbauten erweitert wurde. Nun ist in das traditionsreiche Gebäude neues Leben eingezogen.
„Es war Liebe auf den ersten Blick!“, platzt es aus Vasileios Bouloumpasis heraus, wenn man ihn fragt, was ihn am Dessauer „Teehäuschen“ gereizt hat. Im April 2018 erwarb seine Familie das Gebäude, das zuvor über drei Jahrzehnte durch den Dessauer Gastronomen Peter Wenkebach betrieben wurde. Bouloumpasis, der in Leipzig in einem dualen Studium Gastronomiemanagement studierte, entstammt einer griechischen Familie, die bereits in den 1970er Jahren nach Deutschland kam und inzwischen in drei Generationen mehrere Lokale betreibt.
Das „Teehäuschen“ sollte aber nie der klischeetypische „Grieche“ werden, mit exotischem Titel, Gyros mit Tsatsiki und Ouzo bis zum Abwinken. Das „Teehäuschen“ behielt seinen Namen, frische mediterrane Küche, eine große Auswahl internationaler Weine und gehobenes Ambiente stehen im Mittelpunkt. Für letzteres sorgen im Gastraum unter anderem eigens angefertigte Tische und Stühle aus Buche sowie auffällige Lampen, die in Griechenland und Spanien für das Dessauer Lokal produziert wurden. Naturstein und Holz bestimmen das Bild, Herzstück des neuen „Teehäuschens“ ist allerdings die offene und moderne Küche mit großem – natürlich ebenfalls handgefertigten – Pizzaofen. „Alles soll transparent sein. Ich möchte, dass die Gäste sehen können, wie ihr Essen zubereitet und auf ihren Tellern kreiert wird“, betont der 24-jährige Hausherr. „Mein größter Wunsch ist, dass sich hier alle Menschen wohlfühlen. Dass Jung und Alt hier zusammenfinden und verweilen wollen.“
Das Ambiente des klassizistischen Gebäudes hat Vasileios Bouloumpasis behutsam modernisiert. „Tradition trifft auf Moderne“ ist das Motto des Gastronomen, passend zur Begegnung seines Hauses mit dem nur wenige Meter entfernten Bauhaus Museum. Da darf natürlich auch ein eigens zum 100-jährigen Jubiläum kreierter Bauhaussalat nicht auf der jahreszeitlich wechselnden Speisekarte fehlen. Aber das „Teehäuschen“ war schon immer mehr als nur eine Gaststätte – und das ist es auch unter dem neuen Besitzer geblieben. Im angebauten Pavillon wird handgemachtes Eis angeboten, den schmackhaften Kuchen liefert eine örtliche Konditorei, der perfekte Kaffee dazu darf ebenfalls nicht fehlen. In den warmen Monaten lockt ein Biergarten und in den Abendstunden wird der Pavillon zu einer gemütlichen Lounge-Bar. „Wir möchten in Dessau wieder eine echte Barkultur etablieren und haben auch schon einige Ideen“, so Bouloumpasis. Vorstellen könne er sich beispielsweise eine regelmäßige After-Work-Party mit DJ, aber erst in etwas fernerer Zukunft, erläutert der „Teehäuschen“-Chef.
Fest steht dagegen schon jetzt, dass es eine Silvesterfeier im Stadtpark geben wird. Anmeldungen hierfür sind ebenso möglich wie Reservierungen für Weihnachtsfeiern. Auch für Firmen- und Privatveranstaltungen kann das „Teehäuschen“ gebucht werden, im kleinen oder großen Rahmen, teilweise oder als ganzes Lokal. Neugierige, die das neue Angebot inmitten der Stadt erst einmal kennenlernen wollen, können natürlich auch einfach jederzeit auf einen Kaffee, Cocktail oder Gaumenschmaus vorbeischauen. „Wir lassen keine Wünsche offen und freuen uns auf jeden Gast, mit oder ohne Reservierung“, bekräftigt Vasileios Bouloumpasis. Einem Klischee über das griechische Naturell wird der 24-Jährige dann also doch noch gerecht: Gastlichkeit ist für ihn nicht nur ein Wort oder eine Aufgabe. Sie ist eine echte Herzensangelegenheit.