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Down Below© Holger Fichtner

Down Below Abschiedskonzert und 3. Adventsglühen

Veröffentlicht am Montag, 28. November 2016

Ende Juli hat die Dessau-Roßlauer Band „Down Below“ ihre Auflösung zum Jahresende verkündet. Seit ihrem 2004 erschienenen Debütalbum „Silent Wings: Eternity“ haben sich die Dark Rocker fest in der Szene etabliert, ihr dritter Platz beim „Bundesvision Song Contest“ 2008 machte sie deutschlandweit bekannt und gilt bis heute als eine kleine Sensation. Warum das dritte „Adventsglühen“ am 17. Dezember im Golfpark Dessau nun zum Abschiedskonzert wird, in welcher Form es musikalisch trotzdem weiter geht und vieles mehr verriet uns „Down Below“-Frontmann Matthias Barwig alias „Neo Scope“ im LEO-Gespräch.

Wie seid Ihr zu dem Entschluss gekommen, die Band aufzulösen?

Matthias Barwig: Ausschlaggebend war, glaube ich, meine Tourabsage im letzten Jahr. Ich hatte, zum wiederholten Mal, eine Kehlkopfentzündung, bei der mir mein Arzt dringend geraten hat, sie endlich auszukurieren, sonst könnte ich die Musik irgendwann ganz an den Nagel hängen. Das war für mich und die Band natürlich erst einmal ein Schlag. Dadurch, dass wir von der Musik zu keinem Zeitpunkt leben konnten, haben die anderen Mitglieder ab und zu einen Ersatzmann zu Konzerten geschickt, wenn bei ihnen etwas anlag – aber bei mir gab es das eben nicht. Ich war über zehn Jahre bei jedem Konzert dabei und nun plötzlich an einem Punkt, an dem das nicht mehr ging. Daraufhin ging es mir relativ schlecht, aber ich hatte auch Zeit, die letzten Jahre Revue passieren zu lassen. Anfang des Jahres haben wir uns dann getroffen und darüber gesprochen, wo wir mit der Band eigentlich hin wollen. Wir haben immer versucht, abseits des Mainstream qualitativ hochwertige Musik zu machen. Die verkauft sich aber auch schlechter als Chartmusik. Man muss also am Ende des Tages immer 100% Einsatz für vergleichsweise geringe Einnahmen geben. Was die Musik angeht, habe ich einen gewissen Anspruch. Es muss alles exakt geprobt sein, die Show muss perfekt sitzen, das kostet natürlich auch extrem viel Zeit. Einige Bandmitglieder haben dann sehr ehrlich gesagt, dass sie das nicht mehr leisten können, neben der Familie und dem Beruf. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir unser Publikum nicht nur „halb bespaßen“ wollen. Wir sind für die gemeinsame Zeit unheimlich dankbar, aber wir wollten dieses Kapitel auch ordentlich beenden. Und das haben wir jetzt gemacht.

Wie haben Eure Fans auf die Nachricht reagiert?

Matthias Barwig: Als wir das auf Facebook bekannt gegeben haben, war erst einmal Trauerstimmung. Dass ich Solo weiter Musik machen werde, war hier und da noch ein Trostpflaster, aber wir haben die Leute ja zum Teil ein Jahrzehnt als „Down Below“ begleitet – und sie uns genauso. Jetzt loszulassen fällt vielen schwer. Es ist auch interessant, zu sehen, wie tief das verwurzelt ist. Wir haben Fans, die sich Textzeilen von mir tätowiert haben, die sich Songs von uns zu Lebens- und Leitmotiven erklärt haben. Das ist schon eine Verantwortung, die uns vorher überhaupt nicht bewusst war. Wir haben ein Publikum, das unsere Songs auf Herz und Nieren prüft. Und das uns auch immer spüren lässt, wenn ihm etwas nicht authentisch vorkommt. Ich hatte zum Beispiel einen Song, eine Fremdkomposition, die ich so gut fand, dass ich sie mit einem anderen Text neu interpretiert habe. Aber die Fans haben das sofort erkannt und nicht angenommen. Das war schon krass. Ich glaube, dass das Abschiedskonzert deswegen auch noch einmal eine emotionale Reise wird. Unser Gitarrist hat schon gesagt, dass er eher ein „In-seinem-Kämmerlein-Weiner“ ist, aber wahrscheinlich wird überall trotzdem noch die eine oder andere Träne fließen. Weil wir ja auch wirklich viele schöne Momente hatten.

Wie habt Ihr Euch, Deiner Meinung nach, seit „Silent Wings“ als Band entwickelt?

Matthias Barwig: Bei „Silent Wings“ waren nur zwei Titel aus meiner Feder. Ich bin von Carter ja quasi gecastet worden, aus der Band „Turn“. Die anderen Titel habe ich etwas überarbeitet, weil das Englisch mitunter eher schwierig war und ich ein gewisses Reimschema in manchen Liedern auch nicht schlecht finde. (lacht)

Ab dem nächsten Album, schon damals waren aus familiären Gründen aus ursprünglich sieben Mitgliedern vier geworden, gab es „Down Below“ zwar noch auf Englisch, die Musik war aber schon komplett von mir. Als dann die Wahrnehmung auf den „Bundesvision Song Contest“ gerichtet war, wo wir ja einen deutschen Song hatten, war der eigentlich logische Schritt, deutsch zu singen. Deutsch sind unsere Titel dann auch bis heute geblieben. Mal war es ein bisschen seichter, mal etwas härter. Die letzte Scheibe – von der ich damals noch nicht wusste, dass es die letzte werden würde – hat interessanterweise musikalisch noch einmal alles zusammengefasst, was in den letzten Jahren passiert ist. Sie ist tatsächlich ein guter Abschluss geworden.•

Was sind für Dich die Highlights aus 14 Jahren „Down Below“?

Matthias Barwig: Der „Bundesvision Song Contest“ war sicherlich unser Zenit. Aus heutiger Sicht wüsste ich allerdings nicht, ob ich mich darauf noch einmal einlassen würde. Denn das, was danach kam, war nicht vorherzusehen. Unsere damalige Plattenfirma hat uns fast drei Monate lang komplett allein gelassen. Da haben wir schnell gespürt, wie kurz die Halbwertzeit eines Fernsehauftritts ist. Dieses Strohfeuer, dass man plötzlich überall präsent war, überall Termine hatte, ebbte ziemlich schnell wieder ab. Und das ist ein sehr eigenartiges Gefühl. Man muss als Künstler schon etwas gefestigt sein, um das unbeschadet zu überstehen. Das ist uns auch gelungen, aber es war holperig.

Ein besonderes Highlight war unser erster Auftritt im „Beatclub“. Da haben wir mit so viel Pyrotechnik gearbeitet, dass ich mich am Qualm verschluckt habe und zwei Minuten nicht mehr singen konnte. Das habe ich einfach weggeklatscht. (lacht) Dann waren wir beim Wave-Gothic-Treffen in Leipzig, hatten noch keinen Plattenvertrag, aber fanden uns plötzlich auf der Hauptbühne im 20.15-Uhr-Slot vor voller Halle wieder. Das war für uns auch ein Riesending. Beim „M‘era Luna“-Festival haben wir erstmals in einer Halle vor rund 5.000 Leuten gespielt. Wir haben in diesem Moment begriffen, dass wir mit unserer englischsprachigen Platte in der Szene komplett eingeschlagen hatten. Da haben wir auch ein wenig angefangen, zu glauben, dass das mit der Musik etwas werden könnte. Und dann gab es da noch die Zusammenarbeit mit Gregor Seyffert. Die gipfelte zwar im „Bundesvision Song Contest“, aber für mich war das Arbeiten mit Gregor auch ein Highlight. Was wir gemeinsam auf künstlerischer Ebene entwickelt haben, war fantastisch. Und es sind Freundschaften entstanden, die es sonst nie gegeben hätte. Auch die Studiozeiten, zum Beispiel das Arbeiten mit „Unheilig“-Produzent Henning Verlage an „Wildes Herz“, werde ich in guter Erinnerung behalten.

Was hat Ihr Euch für Euer Abschiedskonzert vorgenommen?

Matthias Barwig: Beim Nachdenken darüber sind wir recht schnell zu dem Schluss gekommen, dass es wahrscheinlich blöd wäre, etwas ganz anderes als sonst zu machen. Wir wollen unseren Fans zum Abschluss einfach das geben, was sie von uns kennen. Es wird also ein „Down Below“-Konzert, das sich durch alle Jahre zieht. Wir haben ein paar Überraschungsgäste dabei. Leute, die bei unseren Fans bekannt sind und die uns über die Jahre begleitet haben. Es wird natürlich ein Vorprogramm geben und auch den Weihnachtsmarkt des Dessauer Kinderheims. Ich arbeite ja nach wie vor dort als Erzieher. Der Erlös des Marktes geht auch diesmal wieder komplett an das Kinderheim. Auch die Zusammenarbeit mit dem Chor „Fürst Singers“ war eine ganz tolle Sache, die wir gern wiederholen würden. Allerdings sind wir da noch in den Verhandlungen, das ist noch nicht spruchreif. Unsere eigene Show steht, das ist das wichtigste. Wir wissen genau, was wir tun werden. Es wird, wie gesagt, sehr emotional. Wir werden den Abend nutzen, um uns bei allen zu bedanken, bei den Fans, bei der Crew, bei unseren musikalischen Wegbegleitern. Und ich denke, anschließend werden wir dafür sorgen, dass der Golfpark das eine oder andere Getränk verkauft – und sei es nur an uns. (lacht)

Wie sehen Deine weiteren musikalischen Pläne aus?

Matthias Barwig: Musikalisch und textlich wird sich wahrscheinlich gar nicht so viel ändern. Aber ich kann und will das nicht als „Down Below“ fortführen. Denn dazu gehören eben auch die Leute und die Freundschaften, die uns verbinden. Aber meine Gedanken und meine Musik, wie ich sie in der Band umgesetzt habe, werde ich auch weiter umsetzen. Ich bin soundtechnisch jetzt noch etwas freier und kann mir erst einmal die Zeit nehmen, um zu gucken, ob und wie ich meinen Sound verändern will. Ich habe bereits angefangen, für mein neues Projekt zu schreiben, das einfach „Neo“ heißen wird. Ich tausche mich dazu auch schon mit Henning Verlage aus und hole mir Hinweise.

Künstler haben sehr oft das Problem, sich selbst zu definieren. Deshalb habe ich immer einen Kreis von Freunden, denen ich meine Sachen zuschicke und die gute Impulsgeber sind. Mittlerweile habe ich zehn oder 15 Songs zusammen, bevor ich über ein Album nachdenke, müssen es in der Regel aber 20 bis 30 sein. Ich hoffe, dass es den einen oder anderen Fan geben wird, der sich für das Ergebnis interessiert. Und wenn nicht, dann habe ich eben einfach gute Musik für mich gemacht. Das ist auch ok. (lacht) Erst einmal bringe ich mit den Jungs aber „Down Below“ zu einem guten Ende.

Würdest Du eine Reunion ausschließen?

Matthias Barwig: Nein, ganz sicher nicht. Carter und Mahony gehen mittlerweile ja völlig im Familienleben auf, sie leben das Vater sein total aus. Sie sagen aber auch, dass es sein kann, dass sie es noch einmal wissen wollen, wenn die Kleinen flügge sind. Und ich glaube, da würde ich dann auch nicht Nein sagen. Wir haben aber auch von Anfang an gesagt, dass wir möglicherweise irgendwann nochmal zusammen losziehen. Es muss kein Abschied für immer sein. Ich hoffe aber natürlich nicht, dass das ein böses Omen ist. Denn die Leute, die irgendwann wiederkommen, sind meistens die, die vorher ein deutliches „Niemals!“ verkündet haben. (lacht)

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