Vom Fanprojekt zum Kultevent
Veröffentlicht am Mittwoch, 25. Mai 2016
20 Jahre ist es her, als ein paar Jungs des damals noch sehr jungen Beatclub Dessau einen Bus mit Eqiupment beluden, zur Wasserburg Roßlau fuhren und dort ein paar zuvor gebuchte Bands spielen ließen. Aus dieser bescheidenen Geburtsstunde im Sommer 1997 wurde bis heute das größte Skafestival Europas: „This is Ska“. Skafans aus der ganzen Welt pilgern alljährlich auf die Wasserburg, um dort ihre Stars zu sehen: jamaikanische Szeneveteranen, die Top Acts der europäischen Szene und Newcomer von allen fünf Kontinenten.
Längst ist „This is Ska“ mehr als ein Musikfestival geworden. Es ist der zentrale Treffpunkt einer Szene, die ihre Energie seit nunmehr über 50 Jahren aus der nach wie vor sehr vitalen jamaikanischen Musik zieht, aus der der Reggae entstand. Es ist der Ort, an dem Plattenträge verhandelt werden, an dem neue Projekte entstehen und an dem Erinnerungen mit alten Bekannten ausgetauscht werden.
All das wird es natürlich auch zum 20. Geburtstag am 24. und 25. Juni geben. Besonderes musikalisches Highlight ist der Auftritt von „Mr. Review“, der bedeutendsten Skaband Europas, vier Jahre nach ihrer Auflösung. Die „Melodians“ aus Jamaika treten erstmals in Europa auf. Auch die Veteranen Winston Francis und Freddie Notes stehen auf der Roßlauer Bühne, ebenso wie über 20 weitere Bands und Künstler aus den USA, Südamerika und ganz Europa.
Vorher ist es jedoch an der Zeit, schon jetzt in Erinnerungen zu schwelgen – mit zehn Stich- und zehn Antworten zum 20. Jubiläum an „This is Ska“-Organisator Jörg Folta.
Die Motivation
Jörg Folta: Wir sind Fans der Musik. Und wir organisieren gerne Events, zu denen wir auch selbst hingehen würden. Das ist schon alles. Die Gäste merken das natürlich und das macht auch die Langlebigkeit des Ganzen aus.
Der beste Moment
Jörg Folta: Da gibt’s viele: z.B. wenn man Gäste aus Neuseeland oder Mexiko kennenlernt, die extra wegen des TiS nach Europa geflogen sind. Oder eine 30-köpfige Reisegruppe aus Finnland am Einlass steht. Dazu kommen natürlich die musikalischen Highlights, vor allem, wenn die jamaikanischen Altstars auf der Bühne stehen. Oft sind diese über 70 Jahre alt und haben seit den 60er Jahren ihr Leben auf der Bühne verbracht.
Das grösste Desaster
Jörg Folta: 2012 hatten wir die Reggae-Legende Lee Perry eingeladen. Bekannt vor allem als Erfinder des Dub, hat er in seiner Jugend auch Skaplatten aufgenommen. Die sollte er dann präsentieren. Heraus kam aber nur esoterisches Aluminiumhut-Gebrabbel und ein völlig verstörtes Publikum. Zum Glück hat uns das niemand übel genommen.
Die grösste Überraschung
Jörg Folta: Das war der Punkt, an dem wir bemerkten, dass wir nicht mehr nur ein regionales Musikfestival sind, sondern sich Fans aus ganz Europa für unser Event interessieren.
Der wichtigste Gast
Jörg Folta: Derrick Morgan. Er hat das Genre maßgeblich entwickelt und tritt trotz seiner mittlerweile 76 Jahre regelmässig bei uns auf.
Die wichtigsten Regeln
Jörg Folta: Für uns: jedes Jahr ein geschmackvolles Line Up zu buchen und ein schönes Festival auf die Beine zu stellen. Für die Gäste: zu feiern und sich dabei zu benehmen.
Die grösste Herausforderung
Jörg Folta: Ska ist eine lebendige Subkultur. Trotzdem ist es schwer, jedes Jahr neue, überraschende Acts zu präsentieren. Vor allem die Begründer des Ska sind mittlerweile zu alt oder bereits gestorben. Man muss daher ständig up to date sein und wissen, was in der Szene passiert.
Die wichtigsten Menschen hinter dem Festival
Jörg Folta – Begründer, Organisator, Programmleiter
Heiko Vogel – Begründer und Mitorganisator
Benny Uebe – Mitorganisator und Marketing
Ronny Zeeh – Mitorganisator und Gastronomie
Lars Kranenkamp – Promotion
Die unpassendsten Geschenke zum This-is-Ska-Geburtstag
Jörg Folta: Karierte Socken, Billigfusel und selbstverfasste Gedichte.
Der grösste Wunsch
Jörg Folta: Einmal einfach nur Gast beim „This is Ska“ zu sein.