Frankreich, Europa und das Kino
Veröffentlicht am Montag, 25. März 2019
Unter dem thematischen Schwerpunkt „Blickpunkt Europa“ findet vom 10. bis 17. April die sechste Französische Filmwoche in Sachsen-Anhalt statt. Im Moritzhof und Campustheater Magdeburg, im „Luchs Kino am Zoo“ in Halle sowie im Kiez-Kino Dessau werden, zum Teil lange vor der offiziellen Deutschlandpremiere, aktuelle Kinoproduktionen unserer westlichen Nachbar sowohl im untertitelten Original als auch in einer Synchronfassung zu sehen sein. Eröffnet wird das frankophone Filmfestival am 10. April in Dessau.
„Erasmus: Europa für alle?/Les enfants d’Erasmus“ ist der Titel des Dokumentarfilms, mit dessen Premiere die Französische Filmwoche ihre Eröffnung feiert. Im Mittelpunkt steht das weltweit größte Förderprogramm für den europaweiten Studien- und Arbeitsaustausch. Teil der Vorführung ist zudem ein anschließendes Filmgespräch – eines von mehreren, die im Rahmen des Festivals zu erleben sein werden. Denn die Französische Filmwoche will nicht nur neugierig auf Kino machen, sondern auch zum Austausch und zur Diskussion anregen. Rund einen Monat vor den Europawahlen steht der europäische Gedanke besonders im Mittelpunkt. „Wir möchten in diesem Jahr neben dem üblichen Programm eine Auswahl von Filmen vorstellen, die politische und soziale Themen behandeln, die unsere Gesellschaften in Europa beeinflussen“, so Benjamin Kurc, Beauftragter für deutsch-französische Angelegenheiten in Sachsen-Anhalt und Direktor des Institut français Sachsen-Anhalt, das erneut als Kooperationspartner der Veranstaltungsreihe auftritt. Zur Eröffnung im Kiez-Kino Dessau werden neben Kurc unter anderem auch Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra, der Generalsekretär des Deutsch-Französischen Jugendwerks, Tobias Bütow, sowie weitere Gäste des Landes und der beteiligten Städte erwartet.
Weitere Filmgespräche sind am 11. April um 17.30 Uhr zum Arbeitskampf-Drama „Streik!/En guerre“ unter Federführung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, am 13. April um 17 Uhr zum politisch hoch-aktuellen „Das ist unser Land!/Chez nous“ mit der Friedrich-Naumann-Stiftung als Veranstalter sowie am 14. April ab 15 Uhr zu „Das Prinzip Montessori/Le Maître est l‘enfant“ gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung geplant.
Natürlich kommt aber auch jenseits aller Politik der klassische Filmgenuss nicht zu kurz. Mit „Monsieur Claude 2/Qu‘est-ce qu‘on a encore fait au Bon Dieu“ ist die Fortsetzung einer der erfolgreichste französischen Komödien der letzten Jahre zu erleben. Grande Dame Catherine Deneuve kehrt in „Der Flohmarkt von Madame Claire/Le dernier vide-grenier de Claire Darling“ an der Seite ihrer Tochter Chiara Mastroianni auf die Leinwand zurück. „Das Familienfoto/Photo de Famille“ mit Vanessa Paradis und „Das Haus am Meer/La villa“ erzählen zwei sehr unterschiedliche Familiengeschichten, ergreifend, warmherzig und universelle Themen berührend. Der prunkvolle Historienfilm „Ein königlicher Tausch/L‘échange des princesses“ erzählt eine wahre Geschichte aus dem Jahr 1721 und wurde unter anderem für den französische Filmpreis „César“ nominiert.
Humor und Drama, kleine Gesten und große Gefühle, politische Herausforderungen und leidenschaftliche Diskussionen: Die Französische Filmwoche 2019 zeigt sich vielfältig, spannend und abwechslungsreich. Ein Fest für den europäischen Gedanken, für die Freundschaft zwischen Nachbarn – und nicht zuletzt für das Medium Film, das seine Zuschauer sowohl in traumhafte Fantasiewelten entführen als auch ihnen die Realität schonungslos nahe bringen kann. Manchmal sogar beides auf einmal.