Ein Festival geht ins Netz
Veröffentlicht am Donnerstag, 23. April 2020
Bis Mitte April wollten die Veranstalter des Festivals „Women in Jazz“ die Hoffnung nicht aufgeben, in Halle die 15. Ausgabe ihrer Reihe feiern zu können, die ganz der weiblichen Seite des Jazz gewidmet ist. Doch so desillusionierend das bundesweit bis in den Spätsommer erlassene Veranstaltungsverbot ist, trifft es die Women in Jazz gGmbH nicht völlig unvorbereitet. Das 15. Festival „Women in Jazz“ findet statt, im geplanten Zeitraum vom 25. April bis 9. Mai, in internationaler Besetzung, in veränderter Form – und ausschließlich im Internet. Festival-Chef Ulf Herden verrät mehr.
„Women in Jazz“ macht aus der Not eine Tugend und wird erstmals „virtuell“. Neben Konzertaufzeichnungen sind im Wettbewerb „Next Generation virtuell“ auch rund 20 junge Künstlerinnen zu erleben, die das Online-Publikum in das Programm des kommenden Jahres wählen kann. Wie organisiert man so kurzfristig so einen Wettbewerb?
Mit dem 15. Festival sollte die Reihe „Next Generation“ innerhalb des Festivals als ständiges Angebot gestartet werden, um junge kreative Jazzmusikerinnen unserem Publikum vorzustellen. Diese Idee möchten wir trotz Corona-Pandemie nicht aufgeben, sondern vertiefen. Über unsere Webseite www.womeninjazz.de möchten wir jungen Jazzmusikerinnen die Möglichkeit geben, sich unserer „Women in Jazz“-Community mit einem aktuellen Konzertmitschnitt vorzustellen. Dafür haben sich 23 junge Künstlerinnen aus Deutschland, aber auch aus Polen, der Schweiz, Schweden, Dänemark, Iran und der Ukraine beworben. Über ein Publikumsvoting wird sich entscheiden, welche junge Jazzmusikerin zum 16. Festival „Women in Jazz“ vom 7. bis 15. Mai 2021 nach Halle eingeladen wird. Die Möglichkeit zum Voting gibt es zwischen dem 25. April und 9. Mai 2020. Für alle Jazzfans, die sich am Voting beteiligen, gibt es Preise zu gewinnen. Dazu zählt unter anderen ein, für alle Veranstaltungen gültiges, Festivalticket für das 16. „Women in Jazz“. Am 18. Mai wird die Jazzmusikerin bekannt gegeben, die aus diesem Wettbewerb als Siegerin hervorgegangen ist.
Können Sie uns etwas zu ein paar Bewerberinnen erzählen, die Sie persönlich – und natürlich völlig außerhalb der Wertung – besonders spannend finden?
Es gibt einige Jazzmusikerinnen, die seit Jahren sehr kreativ unterwegs sind. Hier muss man unbedingt Mareike Wiening, Fabia Mantwill und Luise Volkmann nennen. Überraschend war natürlich für uns, dass sich auch über die Landesgrenzen hinaus Jazzmusikerinnen beworben haben. Hier sind, ungeachtet der stilistischen Unterschiede, Luzia von Wyl aus der Schweiz und Leleka aus der Ukraine zu nennen. Die Polnische Vibrafonistin Izabella Effenberg war bereits zum Festival zu Gast und konnte das Publikum mit ihrem Spiel auf einem nicht ganz jazztypischen Instrument überzeugen.
Ab 29. August soll es ein großes Stück „Women in Jazz“ als „Replacement Festival“ dann doch noch Live geben. Das am 15. April verkündete Verbot für Großveranstaltungen gilt vorerst genau zwei Tage länger, also bis 31. August. Wird das nun auch für die Ersatzveranstaltung zur Gefahr? Oder können Sie dem mit der Programmgestaltung aus dem Weg gehen?
Wir haben natürlich die Einschränkungen des Landes Sachsen-Anhalt für Veranstaltungen zur Kenntnis genommen. Aber wir sind auch sicher, dass sich hier unbedingt auch Möglichkeiten für ein differenziertes Herangehen definieren lassen. Das Erschrecken vor der Corona-Pandemie hat alle Bereiche der Gesellschaft erfasst. Da ist ein behutsamer, eher vorsichtiger Umgang mit den Forderungen nach der Öffnung vieler Bereiche des öffentlichen Lebens mehr als sinnvoll. Das trifft auch auf das Veranstaltungsgeschehen in der Kultur zu. Aber wir wissen heute mehr als noch Anfang März, welche Möglichkeiten es gibt, die Verbreitung des Virus zu verhindern. Als Veranstalter werden wir hier alle Möglichkeiten nutzen, die uns gegeben sind, um unser Publikum zu schützen.