Von der Antike bis zum Mars
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. September 2020
Anfang September ist das Anhaltische Theater Dessau in seine 226. Spielzeit gestartet. Die fällt zwar anders aus als jemals in der langen Geschichte der größten Bühne Sachsen-Anhalts und folgt einem Spielplan, der vorerst bis Ende des Jahres gilt. Eines aber hat sich nicht geändert: Auch im Oktober erwarten das Publikum in den verschiedenen Sparten des Hauses spannende Premieren, inklusive einer Uraufführung.
Drei Astronauten erforschen die Lebensbedingungen auf dem Mars. Die Erde ist nur ein kleiner Punkt am Himmel, einziger Kontakt zum Heimatplaneten und Ausbruch aus der Isolation sind die zeitverzögerten Nachrichten der Basisstation. Doch auch in der Atmosphäre der neuen Welt lauern alte Probleme, denn die Menschheit nimmt sich auf der Flucht vor sich selbst letztendlich immer mit. „Mission Mars“ feiert am 2. Oktober auf der Raumbühne Premiere.
Zwei Wochen später steht ein Operettenklassiker von Jacques Offenbach auf dem Premierenplan. „Ba-ta-clan“ erzählt die Geschichte eines Franzosen, den es auf den Thron des Kaisers von China verschlägt. Da seine Untertanen nicht bemerken sollen, dass er weder Chinese noch der Landessprache mächtig ist, erfindet er kurzerhand eine eigene Sprache, die zumindest ähnlich klingt. Das kann auf Dauer natürlich nicht gut gehen – und die Verwicklungen nehmen ihren Lauf.
„Toccata“ ist das italienische Wort für eine musikalische Spielart, aber auch für „Berührung“. Aber wie berührt man in Zeiten, in denen Berührungen verpönt oder gar verboten sind? Dieser Frage widmet sich Chefchoreograf Stefano Giannetti in seiner Uraufführung „Toccata 20“ am 24. Oktober im Bauhaus Museum Dessau. Die offene Bühne des Museums bietet ausreichend Platz für Abstand zwischen Publikum, Tänzern und Musikern, aber in ihrer architektonischen Offenheit auch Raum für ein besonderes, berührendes Zusammenkommen.
Zurück ins antike Griechenland geht es am 30. Oktober mit „Die Eumeniden“ von Aischylos. Im dritten Teil seiner 458 vor Christus uraufgeführten Tragödie „Orestie“ rächt Orest den Mord an seinem Vater Agamemnon, indem er seine Mutter umbringt. Göttin Athene sieht sich nicht in der Lage, ein gerechtes Urteil über den von Racheengeln geplagten Orest zu fällen und gibt die Verantwortung an mündige Bürger ab – das erste Schöffengericht der Kulturgeschichte.