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Bilder wie diese wird es 2020 nicht geben
Bilder wie diese wird es 2020 nicht geben© Stephan Flad / Melt Festival

„Den Sommer neu denken“

Veröffentlicht am Mittwoch, 29. April 2020

Jeden Sommer kommen Weltstars nach Ferropolis: Als Teil des Programms verschiedener Festivals oder auch auf ihren eigenen Tourneen treten sie vor der beeindruckenden Kulisse der „Stadt aus Eisen“ auf. Dass der Sommer 2020 keiner wie jeder andere wird, ist inzwischen aber selbst den größten Optimisten klar. Großveranstaltungen wird es bis mindestens Ende August nicht geben. Und selbst danach ist völlig unklar, ob internationale Künstler aus ihrem Land aus- und in unseres einreisen dürfen.

Thies Schröder, Geschäftsführer der Ferropolis gGmbH, beschwor Mitte März noch alte Bergmannstugenden wie Mut und Solidarität, um die schon damals schwierige Situation mit Optimismus zu meistern. Jetzt seien diese Tugenden sogar noch wichtiger geworden, betont Schröder. Denn auch wenn sich der Profi seine Zuversicht nicht nehmen lässt – die Lage ist ernster denn je.

Herr Schröder, ist eine der beliebtesten Locations Deutschlands in ihrer Existenz bedroht?
Ja, die Existenz von Ferropolis ist bedroht. Denn die Großveranstaltungen machen ca. zwei Drittel unserer Einnahmen aus. Die fallen nun in 2020 einfach weg, das ist unvermeidlich im Sinne der Ziele, den gesellschaftlichen Schaden durch die Pandemie einzugrenzen und so gesund wie möglich zu bleiben. Allerdings ist die Untersagung der Festivals und Sportevents nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen schmerzhaft. Begegnung und Kultur sind in unserer Gesellschaft von großer Bedeutung. Das wird manchmal zu schnell als "verzichtbar" abgetan. Eine gesunde Gesellschaft ohne Kultur und damit auch ohne Musik, ohne Festivals, kann und will ich mir nicht vorstellen.

Greifen die Unterstützungsangebote von Bund und Land? Oder muss hier mehr und zielgerichteter passieren?
Leider passt die spezielle Situation der Ferropolis GmbH nicht zu der Richtlinie, wir können also keine Corona-Soforthilfe bekommen. Das verschärft die Lage nochmals.

Der Museumsbetrieb ruht derzeit ebenfalls. Hier besteht aber wenigstens Hoffnung auf schnellere Besserung. Kann damit zumindest ein Teil der zu erwartenden Einbußen kompensiert werden?
Tatsächlich hoffen wir sehr, dass der Museumsbetrieb so schnell wie möglich und wie in der Pandemie-Lage vertretbar wieder aufgenommen werden kann. Unsere Gäste haben hier auf Ferropolis viel Platz, sich nicht zu begegnen. Diese spezielle Situation eines Freilichtmuseums sollte mitgedacht werden, wenn es um Genehmigungen und Gestattungen geht. Überhaupt brauchen wir weiterhin, auch in der Nach-Corona-Phase, weiterhin viel Flexibilität der Behörden und auch der Politik, um negative Effekte in den Folgejahren ausgleichen zu können. Die aktuelle Krise zeigt ja, wie viel Entscheidungsspielraum besteht, und wie viel erreicht werden kann, wenn alle zusammenhalten und zusammenwirken.
Wir planen bereits seit einigen Wochen nach dem Motto: "den Sommer neu denken". 2020 ist unser 25. Jubiläumsjahr, das wollen wir nicht nur in Stille und Traurigkeit begehen. Und wenn es kein Festivalsommer wird, soll dennoch ein schöner Sommer zum Abstand gewinnen und Kraft tanken möglichst viele nach Ferropolis auf die Insel im Gremminer See locken, nur eben nicht alle auf einmal.

Sie stehen stets in engem Kontakt mit Veranstaltern, Agenturen und Künstlern aus aller Welt. Wie würden Sie die Stimmung zusammenfassen?
Die Stimmung ist gefasst, Veranstalter wie Künstler und überhaupt alle, die auf den Festivals arbeiten, sind es gewohnt, auf neue Situationen schnell zu reagieren. Allerdings wird die Dimension der Krise erst Schritt für Schritt bewusst - und die existenzielle Dimension löst auch mehr und mehr Angst aus bei vielen, Angst um Auskommen wie um Gesundheit. Es wird einem in diesen Tagen erst wirklich bewusst, wie viele von den Festivals auch hier auf Ferropolis und in der Region Dessau-Anhalt-Wittenberg abhängen.

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Open Air Sommerkino im Tierpark Dessau
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