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Christoph Reuter
Christoph Reuter© Catrin Lutz

Musiker persönlich: Christoph Reuter

Veröffentlicht am Mittwoch, 22. April 2020

Künstler, insbesondere Musiker und Entertainer, leben von der Bühne und von ihrem Publikum. Und das keinesfalls nur in finanzieller Hinsicht, denn der direkte Kontakt und das Unmittelbare eines Live-Auftritts stellen für die Kreativen meist auch den besonderen Reiz ihrer Tätigkeit dar. Inzwischen steht jedoch fest, dass es den Auftritt auf der großen Bühne frühestens ab September wieder geben wird. Wann und wie es mit kleineren Veranstaltungen weiter geht, ist noch gänzlich unklar.

Der LEO hat seit seiner ersten Ausgabe unzählige Künstler aus allen Genres und ganz Deutschland begleitet. In diesen Wochen wollen wir den Kulturschaffenden, die besonders mit unserer Region verbunden sind, nun die Möglichkeit geben, ein wenig Werbung in eigener Sache zu machen. Wir wollen wissen, was sie denn gerade so tun, wie sie den Kontakt zu ihrem Publikum halten – und letztendlich auch, wie Fans sie in wirtschaftlich schweren Zeiten unterstützen können.
Bewusst haben wir die Künstler gebeten, sich ganz persönlich an unsere Leser und ihr Publikum zu wenden. Miteinander reden ist schließlich immer besser als übereinander. Den Anfang macht ein Wahl-Berliner, der in seiner Geburts- und Heimatstadt immer noch tief verwurzelt ist:

Hallo, mein Name ist Christoph Reuter, ich bin Pianist, Komponist und Kabarettist. Das sind alles Berufsbezeichnungen, die eigentlich nur vor Publikum plausibel sind. Da das im Moment nicht geht, ist mein Leben halt anders. Meine Frühjahrssaison wäre noch bis Ende Juni gegangen und mit einem Konzert beim „Rheingau Musik Festival“ beendet worden. Daraus wird nun bekanntlich nichts. Ich hatte mich auch sehr auf den 20. März gefreut, mein „Melanchthon-Oratorium“ mit Dessauer Ensembles bei den „Chor- und Orchestertagen“ in der Dessauer Johanniskirche zu dirigieren. Daraus wurde auch nichts und mir taten die vielen Mitwirkenden sehr leid, alles geprobt zu haben und dann nicht spielen zu dürfen. Leider wird auch unser „l´arc six“ Konzert in Köthen am 16. Mai Corona zum Opfer fallen. Das Leben ist halt unvorhersehbar. Aber das macht es auch spannend. Ich bin ein großer Freund davon, Dinge, die man nicht ändern kann, zeitnah zu akzeptieren. Was mache ich stattdessen?

Ein Pianist kann eigentlich nie genug üben, das sagte schon meine Dessauer Klavierlehrerin Frau Kynast. Und zack, hatte ich gleich zu Beginn der Krise meine erste Aufgabe: mehr üben. Und zwar täglich. Vor allem Musik, die ich im normalen Tourleben zwar nicht spiele, aber sehr verehre. Gerade übe ich den „Sturm“ von Beethoven, was auch thematisch gut in diese Zeit passt. Klavierliteratur ist unerschöpflich, da könnte die Krise auch länger dauern, da komme ich in 30 Jahren nicht durch. Wobei ich natürlich hoffe, dass diese Corona-Sache bis Ende August wirklich vorbei ist.

Ein Komponist kann eigentlich nie genug komponieren. Es fehlt oft die Zeit und die Deadline der Abgabe rückt unaufhaltsam näher. Da ist jetzt anders und ich schreibe gerade mit dem Autor Andreas Hillger an unserem dritten gemeinsamen Oratorium für Chor, Orchester, Band und Solisten, das, so Corona es erlaubt, im September Premiere hat. Beim Komponieren ist es das Schwierigste, sich für einen Ton zu entscheiden, das kann dauern. Dafür habe ich nun mehr Zeit: Ein C oder ein D, oder doch ein D oder was hältst Du von einem Fis? Da kann ich stundenlang mit mir diskutieren. Und das geht jetzt!
Auch mit dem „Cristin Claas Trio“ haben wir angefangen, neue Songs zu schreiben, was wir unter normalen Umständen erst nächstes Jahr in der Planung hatten. Somit bringen keine Konzerte mit sich, seine Kreativität anders zu nutzen.

Ein Kabarettist hat eigentlich nie genug Zeit, um sich neue Gags auszudenken. Mein neues Programm „Musik macht schlau! (außer manche)“ hatte im Februar Premiere und meine letzte Vorstellung damit war am, aufgepasst, Freitag, den 13. März, im Bernburger Theater. Wenn das mal kein gutes Omen war. In Bernburg haben wir auch einen Videomitschnitt gemacht und in den nächsten Wochen werde ich ein paar kurze Ausschnitte online stellen. Haltet auf Facebook danach Ausschau!
Ich bin ja sonst nicht viel zuhause und habe eigentlich nie genug Zeit, um schön zu kochen. Das mache ich nun. Klar, da werden die T-Shirts im Sommer arg spannen, aber es macht Spaß. Aber bitte mit Sahne!

Meine kreative Energie hat, wie ihr lest, genug Auslauf, aber ich vermisse schon während dieser Auszeit-Wochen das Touren und das Publikum sehr. Ich gebe bislang keine Online-Konzerte, das machen wir dann wieder schön live. Denn nichts ist so schön wie live. Wenn ihr mir etwas Gutes tun wollt, dann schaut doch in meinem Onlineshop vorbei. Die schönste Bestätigung für einen Künstler ist, dass er gehört wird. Anfang des Jahres sind zwei neue CDs und ein neues Klavierbuch von mir erschienen:

  1. „Alle sind musikalisch! (außer manche)“ - Musikalisches Kabarett, ein Livemitschnitt vom Rheingau Musik Festival

  2. „Mozart Improvised“ - von Christoph Reuter (Piano) und Juri de Marco (Horn) mit Improvisationen über Mozarts Hornkonzert Nr. 2

  3. „Ran an die Tasten! Band 2“ - ein Notenbuch mit meinen neuen Arrangements zu Kunst- und Volksliedern

Wir sehen und hören uns nach der ganzen Zeit wieder und ich bin gespannt, was dann Neues entstanden ist.
Lasst uns Dinge tun, die wir unter normalen Umständen nie gemacht hätten!

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