Stillstand statt Saisonstart – Regionale Kultur und Corona – Anhaltisches Theater
Veröffentlicht am Montag, 13. April 2020
Das Anhaltische Theater Dessau ist die größte Bühne Sachsen-Anhalts. Dort, wo normalerweise mehr als 1.000 Besucher den Zuschauerraum füllen, herrscht jedoch seit Mitte März gähnende Leere. Und auch hinter den Kulissen ist Zwangsruhe eingekehrt. Im Rahmen unserer Reihe "Regionale Kultur und Corona" wollten wir erfahren, wie das Theater mit dieser Situation umgeht. (Anmerkung: Das Gespräch fand in der Woche vom 16. bis 22. März statt. Eventuelle spätere Entwicklungen spiegeln sich hier daher nicht wider.)
1. Welche Folgen hat die aktuelle Corona-Situation für Ihr Haus bisher?
Das Anhaltische Theater Dessau muss den Vorstellungsbetrieb bis einschließlich Sonntag, den 19. April, einstellen. Dies erfolgt aufgrund der Verordnung der Landesregierung Sachsen-Anhalt über Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 in Sachsen-Anhalt, die am 18. März in Kraft getreten ist. Unsere Theaterkassen im Rathaus-Center und im Theater mussten leider ab 18. März geschlossen werden. Für Rückfragen stehen die MitarbeiterInnen der Theaterkasse Ihnen telefonisch unter (0340) 2511 333 und per Mail unter theaterkasse@anhaltisches-theater.de zur Verfügung.
2. Was passiert mit Tickets für Veranstaltungen, die bereits gekauft wurden?
Bereits gekaufte Karten können an den Theaterkassen in einen Umtauschschein getauscht werden, der ein Jahr lang eingelöst werden kann. Diese Regelung gilt für alle theatereigenen Veranstaltungen bis einschließlich 19. April. (Anm. d. Red.: Dies gilt natürlich, sobald die Theaterkassen wieder für Besucher geöffnet sind.)
3. Sie sind nicht nur Gastgeber, sondern auch Arbeitgeber. Wie wirkt sich die aktuelle Situation in dieser Beziehung aus?
Die Probenarbeit kann am Anhaltischen Theater bis auf weiteres nicht mehr stattfinden. Proben in größeren Gruppen, wie beispielweise die vom Opernchor, des Orchesters, produktionsbezogene Proben für das Große Haus auf der großen Bühne können nicht fortgesetzt werden. Gleiches gilt für das Training des Ballettensembles des Anhaltischen Theaters. Auch Proben in kleinen Gruppen, wie beispielsweise im Puppentheater, können nicht stattfinden. Musikalische Proben zwischen beispielsweise Korrepetitor und Sänger können nach persönlicher Absprache und Bedarf weiterhin stattfinden (stückbezogene Korrepetition). Dort ist es möglich, Hygienemaßnahmen sowie den empfohlenen Sicherheitsabstand von zwei Metern einzuhalten. Dies kann sich jedoch auch täglich ändern. Das Anhaltische Theater muss auch da aktuelle Entwicklungen und Tendenzen beachten.
4. Was tun Sie bzw. was haben Sie vor, um auch in Zeiten des brachliegenden öffentlichen Lebens stattzufinden und den Kontakt zu Ihrem Publikum aufrecht zu erhalten?
Wir informieren unser Publikum auf unserer Website und in den sozialen Netzwerken (Twitter, Facebook, Instagram) über den neusten Stand im Umgang mit dem Coronavirus im Anhaltischen Theater Dessau. Außerdem stellen wir Videos ins Netz. Täglich lesen wir eine Geschichte aus Giovanni Boccaccios Novellensammlung „Dekameron“ vor. So gibt es die Möglichkeit, den Kontakt zum Publikum zumindest online aufrechtzuerhalten. Wenn keiner zu uns kommen kann, dann kommen wir eben zum Publikum – über das Internet! Die Videos sind auf unserer Website und in den sozialen Netzwerken zu finden.
5. Bisher kann niemand abschätzen, wie sich die Situation in den kommenden Wochen oder auch Monaten entwickeln wird. Wie blicken Sie in die Zukunft? Gibt es schon Überlegungen, wie mit dieser Situation umgegangen werden könnte?
Im Moment können wir dazu nicht viel sagen, weil wir auch nicht wissen, wie sich die Situation mit dem Coronavirus entwickeln wird. Wir hoffen natürlich, dass wir vor der Sommerpause unser Publikum wieder im Theater begrüßen dürfen. Mit Sicherheit voraussagen kann man dies natürlich nicht. Da ist das Anhaltische Theater genau wie viele andere Institutionen auf die aktuellen Entwicklungen bzw. Tendenzen angewiesen.