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Johann-Sebastian-Bach-Saal
Johann-Sebastian-Bach-Saal© KKM

Stillstand statt Saisonstart – Regionale Kultur und Corona – KKM

Veröffentlicht am Dienstag, 21. April 2020

In den Händen der "Köthen Kultur und Marketing GmbH" (KKM) liegen die touristische Vermarktung der Bachstadt, die Verwaltung des Veranstaltungszentrums Schloss Köthen und seiner Museen sowie die Ausrichtung zahlreicher Events. Wo in der Regel geschäftiges Treiben herrscht, ist nun jedoch zwangsweise Ruhe eingekehrt. Wenn auch nur vor den Kulissen.
(Anmerkung: Das Gespräch fand in der Woche vom 16. bis 22. März statt. Eventuelle spätere Entwicklungen spiegeln sich hier daher nicht wider.)

1. Welche Folgen hat die aktuelle Corona-Situation für das kulturelle Leben in Köthen bisher?
Im Schloss Köthen wurden am 17. März die Museen geschlossen, dazu gehören das Naumann-Museum, gewidmet dem Begründer der Ornithologie in Mitteleuropa, die Prähistorische Sammlung, das Historische Museum mit seinen Themenräumen zu Samuel Hahnemann und der Fruchtbringenden Gesellschaft, der ersten Sprachgesellschaft in Deutschland, und die Bachgedenkstätte, die sich Johann Sebastian Bach widmet, der sechs Jahre am Hof des Fürsten Leopold von Anhalt Köthen als Kapellmeister wirkte. Im Schloss Köthen befindet sich auch die Erlebniswelt „Deutsche Sprache”, eingerichtet, gestaltet und geführt von der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft, die sich der Tradition der Fruchtbringenden Gesellschaft verpflichtet fühlt. Im Schloss befindet sich auch ein Veranstaltungszentrum, in dem vorerst bis 20. April ebenfalls keine Veranstaltungen mehr stattfinden. Damit verbunden ist auch, dass die Serviceeinrichtungen per Mail und telefonisch zu erreichen sind, aber keine Öffnungszeiten mehr anbieten.

2. Was passiert mit Tickets für Veranstaltungen, die bereits gekauft wurden bzw. mit bisher erfolgten Buchungen?
Die Kollegen im Veranstaltungsbereich sind derzeit intensiv darum bemüht und in regem Austausch mit anderen Einrichtungen, gemeinsam mit Agenturen und Künstlern Möglichkeiten für Ersatzveranstaltungen zu finden. Dabei liegt das Augenmerk auf Lösungen, die für Besucher, Künstler und Veranstalter handhabbar sind. Bis diese vorliegen bitten wir noch um Geduld – einfach ist es nicht, alle Interessen zu berücksichtigen.

3. Sie sind nicht nur Gastgeber, sondern auch Arbeitgeber. Wie wirkt sich die aktuelle Situation in dieser Beziehung aus?
Bei der Köthen Kultur und Marketing GmbH gibt es verschiedene Arbeitsbereiche. Die Schließung der Museen bietet beispielsweise den Kollegen Gelegenheit, Reinigungsarbeiten, die sonst im Sommer stattgefunden hätten, vorzuziehen. Aktuell läuft die Ausstellungsvorbereitung weiter. Unsere Veranstaltungstechniker widmen sich Reparaturen, das Veranstaltungsteam bespricht am Telefon mit Agenturen und Künstlern das weitere Vorgehen. Natürlich besteht die Möglichkeit der Heimarbeit und Überstunden können abgebaut werden. Darüber hinaus können die Kollegen auch Minusstunden aufbauen, die nach Aufhebung des Veranstaltungsverbots sicher sehr schnell wieder ausgeglichen werden können.

4. Was tun Sie bzw. was haben Sie vor, um auch in Zeiten des brachliegenden öffentlichen Lebens stattzufinden und den Kontakt zu Ihren Besuchern und Gästen aufrecht zu erhalten?
Jetzt schlägt die Stunde der sozialen Medien. Wir veröffentlichen auf Facebook täglich ein historisches Foto aus unseren reichen Beständen und erzählen eine Geschichte dazu. Parallel dazu gibt es an jedem Tag auch ein Bild aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld, verbunden mit der Bitte, dass die User in den Kommentaren Geschichten und Informationen dazu einstellen. Zudem nutzen wir die sozialen Medien, um unser Team ebenso vorzustellen wie die einzelnen Museen mit ihren Exponaten und Objekten aus dem Depot.

5. Bisher kann niemand abschätzen, wie sich die Situation in den kommenden Wochen oder auch Monaten entwickeln wird. Wie blicken Sie in die Zukunft? Gibt es schon Überlegungen, wie mit dieser Situation umgegangen werden könnte?
Als Veranstalter sind wir uns vor allem bewusst, wie schwierig die kommenden Wochen und Monate vor allem für die Künstler sein werden, denen Auftrittsmöglichkeiten wegbrechen. Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang all die vielen Gewerke, die im Kulturbetrieb zusammenwirken. Freiberufliche Veranstaltungstechniker, Grafiker, Caterer – sie alle sind betroffen. Unser größter Wunsch ist, unsere Partner auch nach der Corona-Krise noch an unserer Seite zu wissen. Sicher wird es dann nicht so einfach sein, den Betrieb sofort wiederaufzunehmen. Nach etlichen Wochen ohne kulturelle Angebote hoffen wir jedoch, dass die Leute gewissermaßen „ausgehungert“ sind. Wenn sie dann wieder oft und regelmäßig zu uns kommen, ins Theater, zu Konzerten und Lesungen gehen, Museen besuchen, hilft das ungemein. Vielleicht hat die erzwungene Situation dieser Tage auch den Nebeneffekt, dass sich ein jeder noch einmal selbst versichern kann, wie wichtig und unverzichtbar Kunst und Kultur sind. So erzwingt eine Notsituation womöglich eine Wertschätzung, die im normalen Alltag in den Hintergrund geriet oder als allzu selbstverständlich wahrgenommen wurde.

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