Kurt Weill Fest mit Doppelspitze: Constanze Mitter und Gerhard Kämpfe im LEO-Gespräch
Veröffentlicht am Dienstag, 21. Februar 2023
Kurz vor dem Start der 2023er Ausgabe des Dessauer Kurt Weill Festes, das unter dem Motto "Im Zeichen des Umbruchs" steht, haben wir uns die Frage gestellt, wie viele Brüche braucht es innerhalb eines Musikfestivals und welche Konstanz baucht es andererseits. Wie organisiert sich das Kurt Weill Fest in der Doppelspitze Constanze Mitter und Gerhard Kämpfe? Wir haben mal nachgehakt.
Sie beide bilden seit 2022 die „Doppelspitze“ der künstlerischen Leitung des Kurt Weill Festes. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit und welche Aufgaben teilen Sie sich?
Constanze Mitter: Wir tauschen konstant unsere Ideen aus und schauen, was uns inspiriert und wen wir uns für das Programm vorstellen können. Wir suchen beide gleichermaßen nach KünstlerInnen, die unser Programm bereichern und so breit aufstellen, wie es das Publikum seit Jahren gewohnt ist.
Gerhard Kämpfe: Dieser Austausch ist wichtig, da jeder von uns eine andere interessante Perspektive mitbringt. Wir teilen die Leidenschaft für Kunst und Musik und sind beide voll bei der Sache, was die Zusammenarbeit sehr angenehm und produktiv macht.
Sie haben sich auch gemeinsam das diesjährige Motto „Im Zeichen des Umbruchs“ einfallen lassen. Was steht für Sie dabei im Mittelpunkt und was bedeutet dieses Motto für das Kurt Weill Fest?
Constanze Mitter: Das Motto steht für eine Zeitreise in die bewegten „Goldenen Zwanziger“ des zwanzigsten Jahrhunderts. Eine Zeit, die Kurt Weill selbst durchlebte und die seine Kunst beeinflusst hat. Das Programm soll sowohl die fortschrittlichen Aspekte, vor allem um das Frauenbild, aber auch die exzessiven Feiern und den Lebenshunger dieser Zeit erlebbar machen.
Gerhard Kämpfe: Dabei vergessen wir natürlich nicht die Schattenseite dieser bewegten Epoche. Auch die Ungewissheit, die Armut und das drohende Unheil aufgrund der politisch unruhigen Situation müssen in diesem Zusammenhang beleuchtet werden. Ein Zustand, der uns in der heutigen Zeit auch nicht unbekannt ist.
Beim Kurt Weill Fest ist immer die Rede von einem genreübergreifenden Festival. Was bedeutet das für Sie und für das diesjährige Programm?
Constanze Mitter: Wir versuchen stets, für jede Altersgruppe und möglichst viele Geschmäcker etwas zu bieten. Dafür suchen wir ganz bewusst immer wieder Künstler, die Genres bedienen, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht mit Kurt Weill verbindet. So haben wir in diesem Jahr zum Beispiel Frida Gold, oder auch Revolverheld-Leadsänger Johannes Strate zu Gast, der gemeinsam mit unserem Artist-in-Residence Sebastian Knauer eine Mischung aus Klassik und Poprock auf die Bühne bringen wird. Aber auch Jazz, Blues und viele weitere Genres haben ihren Weg ins Programm gefunden.
Gerhard Kämpfe: Unser Ziel ist es immer, ganz im Sinne der Experimentierfreude und Neugierde Kurt Weills, für uns neue Wege zu beschreiten und uns so immer breiter aufzustellen. Das wird mit dem aktuellen Programm deutlich und soll auch für zukünftige Programme die Prämisse sein. Es gibt auch kein Kurt Weill Fest ohne Familienkonzert. In diesem Jahr heißt die Veranstaltung “Musikdetektive - Ermittlung in Dessau”. Dabei werden alt und jung auf Spurensuche geschickt und die einzelnen Elemente und Besonderheiten verschiedenster Kompositionen auf spielerische Art entdeckt. Das wird besonders für Kinder ein tolles Erlebnis!
Es ist also auch immer etwas für das jüngere Publikum dabei. Doch wie sieht es aus mit jungen Künstlern? Finden Nachwuchskünstler ihren Platz im Programm?
Constanze Mitter: Schon seit Jahren ist das „Podium Junger Künstler“, wie wir es nennen, ein großer und wesentlicher Bestandteil unserer Programme und unserer Bemühungen. Wir bieten ganz bewusst Nachwuchskünstlern eine Bühne, auf der sie sich ausprobieren können. In diesem Rahmen wird es auch in diesem Jahr wieder das Residenzprogramm in Kooperation mit dem Bauhaus geben, was nun auch zusätzlich von unserem neuen Kooperationspartner, dem Local Heroes e.V., unterstützt wird.
Gerhard Kämpfe: Darüber hinaus haben wir natürlich auch außerhalb dieser Angebote wieder junge Bands und KünstlerInnen eingeladen, ihre Programme aufzuführen. So zum Beispiel die Band Tovte, die einen sehr modernen und peppigen Klezmer spielt, wie auch das Duo Lola.Gelb, die eher dem Chanson zugeneigt sind, als auch das Trio Clarinoir. Es gibt noch viele weitere Nachwuchskünstler im diesjährigen Programm zu entdecken, was uns sehr freut.